aus meinem Reisetagebuch – Motorradtour

Ich nahm die Dirtroad nach Cape 3 Points zur Lodge escape3points, so, wie es mir der Besitzer Aquesi dort am Telefon gesagt hatte. Bestimmt ist aber die normale Piste am Abzweig weiter nördlich die einfachere Variante. Aquesi meinte, ich müsse im Dort Akwidaa nur über eine Holzbrücke, dann hätte ich es fast geschafft. Aber die Piste hat es durchaus in sich: Schlaglöcher, Steigungen und Engen. Wie die wenigen Trotros (so heißen die kleinen Busse), die ich dort sah, das hinbekommen, ist mir ein Rätsel. Alle Achtung vor dem Können dieser Fahrer. Leute, die ich unterwegs nach dem Weg fragte, meinten meistens, ich müsse wieder umkehren. Nur der Fahrer eines Trotros meinte, ich sei schon richtig, müsse nur über die Brücke kommen.

Ein Problem, hinter einem Auto her zu fahren, war der Staub von der Lehmpiste, der mir in die Augen drang, hielt deshalb gerne einen gehörigen Abstand. Ich erreichte zunächst den kleinen Ort Atchiwa, wo eine Frau zu mir kam und bettelte. Sie wollte 50 Pesewas (15 Cent), die ich ihr auch gab. Hinter dem Ort fuhr ich bald direkt am Meer entlang, passierte einen einsamen Weiler, wo ich Ziegen mit Bananen fütterte, sah mir die schöne Safari Lodge und dann die Green Turtle Lodge  an.  Bei dem Weiler fühlte ich mich irgendwie wie am Ende der Welt – kein Mensch zu sehen. Auf der Safari Lodge arbeiten immerhin einige Leute, aber es waren keine Gäste da – die sollten erst einen Tag später kommen. Die Greenturtle Lodge, die einen ausgezeichneten Ruf und eine vorzügliche Küche hatte, wurde schon vor einigen Jahren geschlossen. Die Besitzer hatten Ghana verlassen. Vielleicht weil zu wenig Touristen kamen?  Die Straße dorthin ist ja nun auch wirklich sehr beschwerlich. War sie früher besser? Der Anblick dieser verlassenen Lodge stimmte mich  traurig. Dann begann das erste Abenteuer – über die Holzbrücke kommen. Ich hatte sie zunächst gar nicht gesehen, nur den schlammigen Hafen, durch den ich durchfahren sollte, was ich mich zuerst nicht traute. Es gab aber keinen anderen Weg. Es ging dann auch besser als ich dachte. Um mit dem Moto zum Anfang der Brücke zu gelangen, musste ich etwas herumkurven und das Teil dann auf die Brücke bekommen. Ein junger Mann half mir, das Moto hoch zu schieben, was gar nicht so schwer war. Ich gab ihm 10 Cedis, was ein Motomechaniker für eine halbe Stunde Facharbeit bekommt. Von Akwidaa waren es dann nochmal 7 km bis escape3points. Und die ganze Zeit war ich nicht vollkommen sicher, ob es der richtige Weg war. Ich fuhr vor allem an  Ölpalmpflanzungen vorbei.

Endlich war ich da. Kriegte schon einen Schreck, wie viele weiße Touris da waren. Gut, dass ich von Busua aus reserviert hatte. Aber die Leute dort waren alle sehr nett – wer fährt schon als Tourist an solch einen Platz? Eine junge Frau mit Namen Milly zeigte mir dann mein Haus „Max Eye“ –  ganz aus Bambus, im ersten Stock Bad und Klo und im zweiten Stock das Schlafzimmer mit tollem Blick auf Strand und Wald. Kam mir vor wie Robinson. Die Lage des Hauses war auch deshalb günstig, weil weit vom brummenden Stromaggregat entfernt, das immer wieder zu den Solarpanels dazu geschaltet werden muss. Es war wirklich herrlich, auch die Trockentoilette und die Baumaterialien, die natürlich oder aus Recycling sind. Problematisch nur die Eisennägel, die in diesem Klima schnell rosten (denn dann fallen die Stufen von der Bambusleiter, wie ich mir vorstellen kann).

Anschließend joggen zum Leuchtturm – man soll dahin einen guide nehmen, ich aber laufe ja und dann verzichten sie darauf. War auch nicht nötig, obwohl ich mir meinen Weg suchen musste, am Strand entlang, durch den kleinen Mangrovenwald und dann dort, wo es eigentlich nicht mehr weiter ging, auf einem kleinen Weg in den Wald hinein. Ich hatte mir schon vorgestellt, dass mir die aufkommende Flut den Rückweg abschneiden würde. Einen Weg vorher war ich zu einem kleinen Waldfriedhof mit einigen Gräbern gelangt, aber von dort fand ich keinen Weg weiter.

Ich kam dann in den Ort Cape Three Points – endlich wieder mal ein kleines Dorf! Am sogenannten Tourist Service Center zahlte ich meinen Obulus, um zum Leutchturm zu gehen (3 Cedis). Man muss sich immer vorher überlegen, was die jeweilige Leistung wert ist – im Gesamtkonzept der lokalen Angebote. Sie wollten 5 Cedi, was ich zu viel fand.

Dann noch 1,5 km bis zum Leuchtturm laufen. Von dort aus tolle Blicke auf das Meer und die umliegenden Strände.  Die Anlage hatte aber auch schon bessere Zeiten gesehen, so, wie viele touristische Plätze in Ghana. Traf 2 deutsche Volontäre, die mit Kindern Fußballprojekte machen.  Dann nach Hause gejoggt, Einkehr bei dem Reggae-Typen am Strand, um einen Espresso zu trinken. Er nahm mir 20 Cedis für einen doppelten ab. Wucher! Allerdings war es ja auch attraktiv, den so am Meer zu trinken. Traf zwei Schweizer, die auf Weltreise sind. Waren zuerst in El Salvador und Kolumbien, dann im Senegal, wo sie 4 Monate in Dakar wohnten, jetzt einen Monat Ghana, dann nach Äthiopien – gab ihnen noch einige Tipps – und zum Abschluss nach Thailand und Taiwan. Es gibt sie also noch, diese Langzeitreisenden. Ich schwamm dann im herrlichen Meer und machte mich fürs Essen fertig.

Beobachtete noch die Flughunde, wie sie zu Hunderten um ihren Schlafbaum herumflogen und dann zu ihrem Beutezug aufbrachen.

Zum Abendessen gab es Pilze aus eigener Zucht. Die Leute versuchen ohnehin, vieles selber anzubauen. Ich unterhielt mich mit dem Ami Seth, der hier arbeitet und die Küste abfährt. Hat ein Moto aus Togo mitgebracht, ohne Registrierung und Führerschein. Fährt mit einer Freundin hintendrauf. Will Angebote für Volontäre machen. Er möchte was Reelles anbieten. Wir sprachen über Ecotourism und Homestay. Ich merkte, dass ich als Zielgruppe eher die Menschen in meiner Altersgruppe habe und nicht so junge Leute.

Ging spät ins Bett – war der letzte in dem Laden. In der Nacht regnete es auf das Gummidach, die Schweizer hatten am Strand geschlafen, weil alles ausgebucht war – und mussten dann in einer Hütte Unterschlupf suchen.

Nachts spürte ich kein Lüftchen, es war heiß, konnte nicht so gut schlafen. Am Strand soll es aber ziemlich windig gewesen sein. Eine Unterkunft mit Fan wäre schon gut. Aber man muss eben auch was in Kauf nehmen.

 

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